Höchsten zwei Prozent der Wohnimmobilien in Deutschland sind seniorengerecht gestaltet, sagen Experten. Der tatsächliche Bedarf ist schon jetzt wesentlich höher. Und die alternde Gesellschaft verschärft den Mangel weiter. Dabei ist es häufig gar nicht so schwierig, eine Wohnung oder ein Haus so einzurichten, dass sich auch Senioren darin sicher und wohl fühlen. Hier erhalten Sie grundlegende Informationen dazu, was zu tun ist, um die besondere Bedürfnissen älterer Menschen in Sachen Wohnen zu erfüllen.
Einfache Maßnahme: Haltegriffe nachrüsten
Wer beispielsweise nach einer Sportverletzung schon einmal das Gefühl erlebt hat, wie mühsam das einfache Gehen sein kann, beginnt spätestens dann, Haltegriffe zu schätzen. Sich festhalten zu können erleichtert den Bewegungsablauf und vermittelt Sicherheit. In den allermeisten Fällen ist es ein überschaubares Projekt, in einer Wohnung oder in einem Haus durchgehend Haltegriffe beziehungsweise Geländer zu installieren. Diese sollten vom Eingangsbereich über den Korridor und Treppenhaus bis in die einzelnen Zimmer reichen. Der Fachhandel hält ein breites Spektrum unterschiedlicher Designs bereit, damit die Haltegriffe zu Interieur und Wandfarben passen. Besonders wichtig sind Haltegriffe im Badezimmer, wo nasse Fliesen die Gefahr des Ausrutschens erhöhen.
Barrierefreiheit ist das grundsätzliche Ziel
Ältere Menschen sind häufig in ihrer Mobilität eingeschränkt. Damit sie sich in Wohnung oder Haus frei bewegen können, helfen sie sich mit Gehstock, Rollator oder Rollstuhl. Typische Hindernisse sind dann Türschwellen, Treppen und ähnliche Stolperfallen. Wenn sich Schwellen nicht ganz entfernen lassen, können Rampen unauffällig helfen, die Barrierefreiheit zu erhöhen. Ein Treppenlift macht aus Treppen quasi einen Aufzug, selbst bei verwinkelten Treppen. Grundsätzlich sollten Sie daran denken, bei Türen und Möblierung möglichst Platz einzuplanen, damit ein Wenden problemlos möglich ist. Beim Bodenbelag sind rutschfeste Materialien wie Kork oder Linoleum empfehlenswert.
Die Küche ist meist das Herz einer Wohnung
Seit jeher ist die Küche ein zentraler Raum. Hier wird oft nicht nur gekocht, sondern hier sitzt man auch zusammen beim Essen, Trinken und Gespräch. Die großzügig geschnittene Wohnküche bildet die moderne Interpretation dieser Funktion ab, manchmal kann eine einfache Durchreiche in das Ess- oder Wohnzimmer helfen. Senioren möchten nur selten auf die selbst zubereiteten Mahlzeiten verzichten. Eine Geschirrspülmaschine und andere elektronische Hilfsgeräte nehmen ihnen Arbeit ab, Hochschränke hingegen sind für Ältere schwer oder gar nicht erreichbar. Die Arbeitsfläche sollte nicht unterbaut sein. Denn wer sich bei der Essenvorbereitung lieber hinsetzt, sollte trotzdem so nah wie möglich an die Arbeitsfläche gelangen können. Nicht zuletzt ist zumindest in der Küche ein Rauchmelder ein Muss.
Viel Licht erhöht die Lebensqualität
Es sind oft kleine Details, die in den eigenen vier Wänden für mehr Komfort sorgen. Beim Thema Beleuchtung bedeutet dies, daran zu denken, dass das Auge mit dem Alter mehr Licht braucht. Küche und Bad sollten bis in die Ecken gut ausgeleuchtet sein. In Wohn- und Schlafzimmer bringen etwa Stehleuchten zusätzliches Licht genau dorthin, wo es für Lesen oder An- und Auskleiden gebraucht wird. Damit diese Leuchten einfach zu bedienen sind, sollten ihre Schalter auf normaler Griffhöhe angebracht werden. Umfassende Beleuchtung hilft übrigens nicht nur bei eingeschränkter Sehkraft, sondern führt erwiesenermaßen zudem allgemein zu erhöhtem Wohlgefühl.
Telefon, Fernseher, Computer und Co.
Moderne Technik und Design gehören zum Thema seniorengerechtes Wohnen. Das (Mobil-)Telefon als wichtiges Kommunikationsmittel zu Verwandten, Freunden und der Außenwelt sollte große Tasten und Display haben. Wenn ältere Menschen Computer bereits nutzen oder sich dafür interessieren, ist fast immer ein Tablet (z. B. iPad) eine gute Wahl. Solche mobile Computer sind mittlerweile fast genauso leistungsfähig wie stationäre PCs, aber viel einfacher zu bedienen. Bei Fernseher und Stereoanlage lohnt sich die Überlegung, den Ton auf Kopfhörer zu übertragen, damit Nachbarn nicht belästigt werden und trotzdem ein klares Hörerlebnis garantiert ist. Manche Fernseher lassen sich neuerdings mit Hörgeräten koppeln. Falls Senioren (zeitweise) alleine wohnen, geben Alarmanlage und medizinischer Notruf größtmögliche Sicherheit.
Vorausdenken für das Alter
Es ist eigentlich gar nicht so wichtig, ob Wohnung oder Haus für Sie selbst, Verwandte oder für Mieter seniorengerecht gestaltet werden sollen. Bei bestehenden Immobilien ist Nachrüstung oft viel einfacher als gedacht. Von Krankenkassen bis hin zu anderen Förderprogrammen existieren viele Möglichkeiten für Sie, auch für größere Projekt wie etwa einen Treppenlift finanzielle Unterstützung zu bekommen. Rechtzeitig daran zu denken, dass man selbst im Alter weiter im eigenen Zuhause schön leben möchte oder dies seinen Angehörigen zu ermöglichen, ist Unfallprävention und gesellschaftlicher Beitrag zugleich.